Mo, Di, Do 8-12 +14-17, Mi 14-20, Fr 8-12
Attenreute 6, 9315 Neukirch (Egnach) TG
31 August 2017

Wurmprophylaxe beim Pferd

Das oberste Gebot der Parasitenbekämpfung ist die Weidehygiene!


Regelmässig - am besten täglich - Kot auf der Weide einsammeln, bevor die Larven schlüpfen können.


Vorbeugen ist besser als heilen

  • Regelmässiges Misten (Stall / Box), trockene und saubere Einstreu.
  • Bodenfütterung nur vom sauberen Boden.
  • Regelmässiges Abmisten der Weiden und den Pferdemist nicht wieder auf die Weide austragen.
  • Niedrige Besatzdichte (ideal 2 Pferde/ha).
  • Umtriebsweiden (regelmässiger Weidewechsel), Zwischenschnitt des Grases.
  • Misch- oder Wechselbeweidung mit Wiederkäuern (z.B. Rindern).
  • Weidebehandlung mit Kalkstickstoff im Frühjahr.


Parasitenbekämpfung

Parasitenbekämpfung ist zur Gesunderhaltung der Pferde wichtig. Neben den Rundwürmern (Strongyliden) und den Magendasseln nehmen auch Bandwürmer eine zunehmende Bedeutung ein. Lungenwürmer sind dagegen eher selten und spielen vor allem bei gleichzeitiger Haltung von Eseln und Pferden eine Rolle. Um akute Krankheiten (Kolik) und Gesundheitsschäden (Magen- Darmschäden) zu vermeiden, müssen Parasiten wirksam bekämpft werden. Stumpfes Fell, aufgescheuerter Schwanz, Abmagerung, Durchfall, Kolik, starker Leistungsabfall sind mögliche Symptome für Verwurmung. Vor allem Jungtiere sind sehr empfindlich auf Verwurmung. Später kann sich bis zu einem gewissen Grad Immunität gegen bestimmte Würmer ausbilden. (Askariden kommen vor allem bei Jungtieren vor).


Medikamente

Die regelmässige Verabreichung von Medikamenten (Entwurmungsmitteln) ist zum Eliminieren vorhandener Parasiten. Bis vor 2-3 Jahren hat man die Entwurmung 4-mal jährlich nach einem Entwurmungsschema in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt empfohlen. Alternativ kann jedoch, zumindest beim erwachsenen Pferd, aufgrund der Ergebnisse von seriösen Kotuntersuchungen gezielt entwurmt werden (www.kotprobe.ch). Dieses gezielte Entwurmen soll helfen, eine teilweise schon bestehende Resistenz-problematik bei gewissen Entwurmungsmitteln einzudämmen. Folgend das aktuell empfohlene Entwurmungsschema.


Empfohlenes Entwurmungsschema für Pferde


Bestandes Management – Strategiewechsel


Hintergrund

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Parasitenbelastung des Pferdebestandes im westlichen Raum Europas verändert. Sowohl die Bandwürmer wie auch die grossen Strongyliden kommen nur selten vor. Eier von kleinen Strongyliden werden jedoch immer wieder in Kotproben gefunden, allerdings auch da meist nur in geringen, nicht krankmachenden Mengen. In vielen Kotproben der Pferde, welche für eine erneute Behandlung vorgesehen wären, findet man bei der quantitativen Kotuntersuchung (McMaster-Methode) keine oder nur sehr wenige Wurmeier, wodurch eine erneute Behandlung meist unnötig ist. Durch die häufige Entwurmung haben die Parasiten (vor allem die kleinen Strongyliden) Resistenzen gegen die Wurmmittel entwickelt. Was dazu führt, dass nur noch wenige Präparate wirksam sind. Um Wirkung dieser Präparate möglichst lange zu erhalten und den Pferden einen optimalen Schutz gegen parasitenbedingte Erkrankungen zu bieten wird von den Universitäten Bern und Zürich eine neue Entwurmungsstrategie empfohlen.


Neue Entwurmungsstrategie

Ziele der Parasitenkontrolle sind die Gesunderhaltung der Pferde und die Reduktion des Infektionsdruckes auf den Weideflächen. Der zur Erlangung dieser Ziele erforderliche Behandlungsaufwand sollte so gering wie möglich gehalten werden, um eine längere „Überlebensdauer“ der noch wirksamen Entwurmungsmittel zu ermöglichen. D.h. so gezielt wie möglich und dadurch auch so wenig wie möglich zu entwurmen. Das oberste Gebot ist die Weidehygiene. Mindestens einmal wöchentliches Abäpfeln der Weiden und Trockenplätze hilft, die Parasitenbelastung massiv zu reduzieren. Bestände, welche die neue Entwurmungsstrategie einführen möchten sollten wie folgt vorgehen:


Beginn der Weidesaison April/Mai

Bestandes Analyse - Analyse der aktuellen Wurmarten im Bestand und Bestimmung der Anzahl Wurmeier im Kot jedes einzelnen Pferdes Mittels quantitativer McMaster-Methode wird die Anzahl Wurmeier (meist Strongylideneier) pro Gramm Kot bestimmt. Übersteigt diese die Anzahl von 200 Eiern/gr. Kot muss das betroffene Pferd entwurmt werden. Zudem werden wenn nötig mittels Larvenkultur die grossen und kleinen Strongyliden differenziert, welche man anhand ihrer Eier nicht unterscheiden kann.Unabhängig von der Höhe der Ausscheidung wird eine Behandlungsempfehlung ausgesprochen beim Nachweis von Spulwürmern, Bandwürmern, sowie grosser Strongyliden (auf Basis der Larvenkultur). Es können alle auf die gefunden Wurmarten noch wirksamen Präparate verwendet werden.


Juli, September und November

Weitere quantitative Kotuntersuchungen


1. Jahr;

Im Juli, September und November jeweils erneute quantitative Kotanalysen (Bestimmung der Anzahl Wurmeier im Kot jedes einzelnen Pferdes.


2. Jahr;

Bei konstant niedrigem Infektionsdruck und konstanter Stallbesetzung können im 2. Jahr nur noch 2 Kotuntersuchungen in den Monaten Mai und August durchgeführt werden.


Dezember (nach dem ersten Bodenfrost)

Auch wenn die Ergebnisse der Kotanalysen und der klinische Zustand während der Weidesaison keinen Anlass zur Entwurmung gegeben haben, sollte als Sicherheitsmassnahme vor dem Winter (nach dem ersten Bodenfrost) ein Kombipräparat (Moxidectin / Praziquantel), welches gegen alle Wurmarten und auch gegen die enzystierten Larvalstadien der Strongyliden wirksam ist, an alle Pferde im Bestand verabreicht werden.


Neue Pferde im Bestand

Von neuen Pferden muss vor dem Einstallen bzw. dem ersten Weidegang eine Kotprobe untersucht werden.


Jungpferde (bis zur 4. Weidesaison)

Jungpferde innerhalb der ersten vier Weideperioden sollten noch nicht in den selektiven Behandlungsansatz einbezogen werden, da das Erkrankungsrisiko in dieser Altersgruppe erhöht ist und diese Tiere besonders stark zur Weidekontamination beitragen. Jungtiere sollten bis zur 4. Weidesaison weiterhin 4x jährlich entwurmt werden. Ideal wäre es, die Entwurmungsintervalle nach der sogenannten egg reappearance period (ERP) zu richten. Dies ist die Zeit, nach welcher erneut über 200 Eier/gr. Kot gezählt werden können. Sie ist je nach Entwurmungsmittel und Infektionsdruck unterschiedlich und kann durch den Tierarzt ermittelt werden.


Wir empfehlen uns für die zuverlässige Untersuchung der Kotproben Ihrer Pferde und beraten Sie in dieser Hinsicht auch gerne telefonisch. Infos unter www.kotprobe.ch